Begehung der Marienkirche mit Professor Erwin Roeder

Architekt Lukas Lehners (links) führt Professor Erwin Röder durch die Marienkirche.
Architekt Lukas Lehners (links) führt Professor Erwin Roeder durch die Marienkirche.

Zu seinem 95. Geburtstag hatte der Vorstand des Orgelvereins Professor Erwin Roeder, den maßgeblichen Geldgeber für die Chororgel, eingeladen, sich ein Bild vom Stand der Arbeiten in der Marienkirche zu machen. Der Kirchenraum ist momentan für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, da die Innenrenovierung in vollem Gange ist.

Vor Ort führte Architekt Lukas Lehners am Nikolaustag durch das südliche Seitenschiff und erläuterte, was bislang getan wurde, damit das 6,3 Tonnen schwere Instrument Ende 2023 oder Anfang 2024 dort aufgestellt werden kann. „So eine Orgel ist kein einfaches Möbelstück“, machte er klar, dass vor allem der wenig tragfähige Untergrund unter der Kirche problematisch sei. Denn unter der Kirche floss einst der Ziegelbach durch. Erst unter einer Torfschicht in rund 3,5 Metern Tiefe, die das Bett des Bachs gebildet habe, komme verwitterter Fels. Letztlich entschieden sich die Planer daher für eine Mikropfahlgründung, die das Gewicht tragen soll.

Lehners zeigte einen kleinen Film von den Abläufen: Zunächst wurden zwei Löcher in den Boden gebohrt, damit der Kampfmittelräumdienst das Areal sondieren konnte, denn 1944 waren Bomben auch auf die Marienkirche gefallen. Da glücklicherweise aber keine Blindgänger gefunden wurden, konnte direkt im Anschluss mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden. Mit einer Bohrlafette wurden zwei Stahlröhren knapp neun Meter tief in den Boden getrieben und die Bohrlöcher mit Zement ausgegossen. Das knatternde Geräusch, das nach einer Weile im Film zu hören war, kommentierte Lehners mit den Worten: „Das Geräusch machte klar, dass wir im Fels sind, das hat mich beruhigt.“

Der nächste Arbeitsschritt, der im Januar 2023 erfolgen soll, sei nun das Gießen einer Stahlbetonplatte, die auf den Stahlröhren und dem Mauerwerk der Kirchenwand zu liegen kommen werde. „Da muss auf fünf Millimeter genau betoniert werden“, verweist der Architekt darauf, dass es hierbei auf höchste Präzision ankomme.

Professor Roeder vermutete, dass bei der Gründung der Orgel nicht an Erdbebensicherheit habe gedacht werden müssen. Lehners bestätigte dies, setzte jedoch hinzu: „Nicht an Erdbeben, eher an den Lkw-Verkehr, der hat uns schon einige Risse beschert.“

Insgesamt seien die Vorbereitungen für die Kuhn-Orgel für ihn eine spannende Sache, sagte der Architekt. Vor allem aber sei es für ihn eine Ehre, daran mitwirken zu dürfen, dass dieses nicht nur materiell, sondern auch ideell wertvolle Projekt umgesetzt werden könne. Professor Roeder, der sich von allem beeindruckt zeigte, wünschte ihm dafür „eine glückliche Hand“.

Bei einem Glas Wein und Gulaschsuppe klang der informative Abend im Pfarrhaus gemütlich aus.