Werkstatt-Besuch in der Schweiz

Mitglieder des Orgelvereins Pro Musica Sacramento und die Orgelbauer vor einem Gehäuseteil der neuen Chororgel. Foto: Schlipf

Bilder von Pfeifen, Windladen und Spieltisch unserer neuen Chororgel für St. Maria in Kaiserslautern veröffentlicht die Orgelbaufirma Kuhn zwar viele im Internet, wir aber wollten mit eigenen Augen sehen, wie das Instrument immer weiter wächst. Daher machten sich sieben Mitglieder des Orgelvereins Pro Musica Sacra über die Faschingstage auf den Weg nach Männedorf am Zürichsee. Und die weite Reise hat sich gelohnt. Wir wurden ausgesprochen freundlich von Gunter Böhme, dem künstlerischen Leiter, und Christoph Jedele, dem Konstrukteur unserer Orgel, empfangen und bewirtet. Den ganzen Vormittag über nahmen sie sich Zeit, uns durch alle Produktionshallen zu führen und alle unsere Fragen zu beantworten. Überall begegneten wir Teilen der Chororgel, die nach ihrem großzügigen Spender, Professor Doktor Ing. Erwin Roeder, den Namen Roeder-Orgel erhalten wird.

Gelungene Orgelfahrt

Es ist schon beeindruckend, wie die Felsenkirche in Idar-Oberstein von 1482 bis 1484 in die Steilwand unterhalb der Burgruine Bosselstein gebaut wurde. Das evangelische Gotteshaus, das heute nur noch für Trauungen genutzt wird, war das erste Ziel der Orgelfahrt unseres Vereins am Martinstag.

In den Fels gebaut: die Kirche in Idar-Oberstein.

Durch einen Tunnel, in dem über 50 Stufen überwunden werden mussten, stiegen die 17 Teilnehmer hinauf in die Kirche. Dort erzählte der Meisenheimer Organist Benedikt Schwarz, dessen Schwiegermutter lange Jahre die Pfarrerin in Oberstein war, Wissenswertes über die Geschichte des Bauwerks und die mit ihm verbundenen Sagen. Anschließend führte er die einzelnen Register der Rainer-Müller-Orgel vor. Das Instrument wurde 2002/2003 in ein altes Gehäuse von 1756 gebaut, das vermutlich von den Gebrüdern Stumm, der Orgelbauerfamilie in der Region in der damaligen Zeit, stammt. Der mitgereiste Organist Stefan Schlipf nutzte ebenfalls die Gelegenheit und spielte ein Choralvorspiel von Georg Böhm.

Altes Gehäuse: Das Drumherum ist aus dem 18., die Orgel darin aus dem 21. Jahrhundert.

Balgtreter gefragt

Historisches Instrument: Die Stummorgel in der Meisenheimer Schlosskirche stammt von 1767. Links ist Organist Benedikt Schwarz zu sehen.

Nach der Mittagspause stand die Besichtigung der Schlosskirche in Meisenheim am Glan auf dem Programm. Auch hier griff Benedikt Schwarz wieder in die Tasten und breitete vor den Zuhörern die vielfältigen Klangfarben der Stummorgel aus dem Jahr 1767 aus. Von zarten Flötentönen bis zu schnarrenden Zungenstimmen reicht das Spektrum des schönen Instruments, das als die besterhaltene Orgel der Stumm-Dynastie gilt.

Anstrengende Angelegenheit: Bevor es elektrische Motoren gab, mussten die Bälge von Menschen getreten werden, damit die Orgel genug Luft hat. Hier ist Meinrad Fiedler bei der Arbeit.

Als sich dann wiederum Stefan Schlipf an den Spieltisch setzte, wurde der Motor für das Befüllen der Windladen ausgeschaltet. Fortan mussten die vier Bälge hinter der Orgel ordentlich getreten werden, damit dem Organisten bei Improvisation und einer Komposition von Johann Pachelbel nicht die Töne ausgingen.

Gemütlicher Ausklang

Bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen ließen die Teilnehmer die vielen Eindrücke des Tages noch einmal Revue passieren, ehe es am frühen Abend wieder nach Kaiserslautern zurück ging.

Die ersten Pfeifen sind fertig

Der Bau der neuen Chororgel hat begonnen! In der Werkstatt der Orgelbaufirma Kuhn in Männedorf am Zürichsee in der Schweiz werden seit einigen Wochen fleißig Pfeifen hergestellt. Einige Pfeifenreihen (Register) sind bereits fertig, andere noch in Arbeit. Es wird gegossen, gelötet, gehobelt – alles in bester handwerklicher Tradition in Schweizer Präzisionsarbeit. Die Schilder verraten, für welches Manual und welche Klangfarbe die Pfeifen bestimmt sind. Auch die Posaune für das Pedal ist bereits in Arbeit.

Einige Pfeifen sind aus Holz gefertigt.
Verschiedene Register aus Hauptwerk und Positiv.
8′-Register aus dem Hauptwerk, aus Holz.

Orgelfahrt am Martinstag

Nach drei Jahren pandemiebedingter Pause bietet der Orgelverein Pro Musica Sacra St. Maria Kaiserslautern in diesem Jahr wieder eine Orgelfahrt an. Am Martinstag, Samstag, 11. November, geht es zur Felsenkirche in Oberstein und von dort weiter zur Schlosskirche in Meisenheim am Glan.

In beiden in der Gotik errichteten Gotteshäusern wurden im 18. Jahrhundert Orgeln der Gebrüder Stumm eingebaut. Während das Instrument in Meisenheim noch nahezu original erhalten ist, verbirgt sich in der Felsenkirche eine moderne Rainer-Müller-Orgel hinter dem historischen Prospekt. Beide Orgeln werden ausführlich zu hören sein.

Der Bus fährt um 8.30 Uhr an der Marienkirche in Kaiserslautern ab. Die Mittagspause ist in Meisenheim am Glan geplant, von dort geht es am späten Nachmittag wieder zurück. Gegen 18 Uhr ist die Rückankunft am Marienplatz vorgesehen. Die Teilnahme kostet 29 Euro pro Person, das Geld wird im Bus eingesammelt. Die Verpflegung ist nicht inbegriffen.

Anmeldungen nimmt das Pfarrbüro der Pfarrei Heilig Geist unter der Telefonnummer 0631 – 37108600 oder per E-Mail an Pfarramt.KL.Heilig-Geist@bistum-speyer.de bis spätestens 26. Oktober entgegen.

Begehung der Marienkirche mit Professor Erwin Roeder

Architekt Lukas Lehners (links) führt Professor Erwin Röder durch die Marienkirche.
Architekt Lukas Lehners (links) führt Professor Erwin Roeder durch die Marienkirche.

Zu seinem 95. Geburtstag hatte der Vorstand des Orgelvereins Professor Erwin Roeder, den maßgeblichen Geldgeber für die Chororgel, eingeladen, sich ein Bild vom Stand der Arbeiten in der Marienkirche zu machen. Der Kirchenraum ist momentan für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, da die Innenrenovierung in vollem Gange ist.

Vor Ort führte Architekt Lukas Lehners am Nikolaustag durch das südliche Seitenschiff und erläuterte, was bislang getan wurde, damit das 6,3 Tonnen schwere Instrument Ende 2023 oder Anfang 2024 dort aufgestellt werden kann. „So eine Orgel ist kein einfaches Möbelstück“, machte er klar, dass vor allem der wenig tragfähige Untergrund unter der Kirche problematisch sei. Denn unter der Kirche floss einst der Ziegelbach durch. Erst unter einer Torfschicht in rund 3,5 Metern Tiefe, die das Bett des Bachs gebildet habe, komme verwitterter Fels. Letztlich entschieden sich die Planer daher für eine Mikropfahlgründung, die das Gewicht tragen soll.

Lehners zeigte einen kleinen Film von den Abläufen: Zunächst wurden zwei Löcher in den Boden gebohrt, damit der Kampfmittelräumdienst das Areal sondieren konnte, denn 1944 waren Bomben auch auf die Marienkirche gefallen. Da glücklicherweise aber keine Blindgänger gefunden wurden, konnte direkt im Anschluss mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden. Mit einer Bohrlafette wurden zwei Stahlröhren knapp neun Meter tief in den Boden getrieben und die Bohrlöcher mit Zement ausgegossen. Das knatternde Geräusch, das nach einer Weile im Film zu hören war, kommentierte Lehners mit den Worten: „Das Geräusch machte klar, dass wir im Fels sind, das hat mich beruhigt.“

Der nächste Arbeitsschritt, der im Januar 2023 erfolgen soll, sei nun das Gießen einer Stahlbetonplatte, die auf den Stahlröhren und dem Mauerwerk der Kirchenwand zu liegen kommen werde. „Da muss auf fünf Millimeter genau betoniert werden“, verweist der Architekt darauf, dass es hierbei auf höchste Präzision ankomme.

Professor Roeder vermutete, dass bei der Gründung der Orgel nicht an Erdbebensicherheit habe gedacht werden müssen. Lehners bestätigte dies, setzte jedoch hinzu: „Nicht an Erdbeben, eher an den Lkw-Verkehr, der hat uns schon einige Risse beschert.“

Insgesamt seien die Vorbereitungen für die Kuhn-Orgel für ihn eine spannende Sache, sagte der Architekt. Vor allem aber sei es für ihn eine Ehre, daran mitwirken zu dürfen, dass dieses nicht nur materiell, sondern auch ideell wertvolle Projekt umgesetzt werden könne. Professor Roeder, der sich von allem beeindruckt zeigte, wünschte ihm dafür „eine glückliche Hand“.

Bei einem Glas Wein und Gulaschsuppe klang der informative Abend im Pfarrhaus gemütlich aus.

Alle Unterschriften geleistet

Nach der Pfarrei Heilig Geist haben mittlerweile auch die Verantwortlichen des Bistums Speyer, des Bischöflichen Bauamtes sowie der Orgelbaufirma Kuhn den Vertrag für die neue Chororgel unterschrieben. Jetzt kann der Bau des Instruments beginnen!